Frontscheibe wechseln - Wann tauschen und zu welchen Kosten?
Der Wechsel der Frontscheibe geht in der Regel mit hohen Kosten einher. (Bild: romaset @istockphoto.com)
Inhaltsverzeichnis
Aufgabe der Frontscheibe / Windschutzscheibe
Die Frontscheibe wird auch als Windschutzscheibe bezeichnet, weil sie den Luftstrom von den Insassen des Wagens abhält. Ihre Schutzfunktion reicht aber noch weiter, denn gemeinsam mit der übrigen Verglasung hält die Frontscheibe Regen und Schnee sowie Staub und Insekten ab. In modernen Fahrzeugen dient die Frontscheibe zudem der Karosseriesteifigkeit und stellt damit einen integralen Teil des Fahrzeugaufbaus dar. Biegung und Anstellwinkel der Windschutzscheibe haben zudem großen Einfluss auf den Luftwiderstand und damit den Verbrauch eines Autos.
Entwicklung der Frontscheibe
Die ersten Automobile wurden gänzlich ohne Verglasung angeboten, eh man dazu überging, zumindest den Passagieren einen trockenen Fonds anzubieten. Dass der Fahrer im Regen noch nass wurde, liegt vermutlich am historischen Vorbild der Kutsche, eh auch dieser durch die Frontscheibe vor den Elementen geschützt wurde. Zum Einsatz kam normales Fensterglas, das keine Biegungen aufwies und sich im Falle eines Unfalls als große Gefahrenquelle entpuppte. Aus diesem Grund wurde Verbundsicherheitsglas entwickelt, dass sich jedoch als zu teuer in der Herstellung erwies und zunächst durch Einscheibensicherheitsglas verdrängt wurde. Beim Einscheibensicherheitsglas wird die Scheibe entweder durch ihre Wölbung oder eine thermische Behandlung vorgespannt. Die Spannung führt dazu, dass die Scheibe bei entsprechender Krafteinwirkung nicht einfach nur reißt, sondern splittert und in kleine Teile zerspringt. Diese Glassplitter sind zwar immer noch scharf und können Verletzungen verursachen, doch ihre Größe verhindert, dass es zu schweren, lebensbedrohlichen Schnittwunden kommt. Einscheibensicherheitsglas wird auch heute noch verwendet, allerdings nur an den Seitenscheiben und der Heckscheibe. Frontscheiben sind immer Verbundsicherheitsglas.
Aufbau der Frontscheibe
Die Windschutzscheibe besteht aus mindestens zwei Glasscheiben, die durch Polyvinylbutyral miteinander verklebt sind. Man spricht von Verbundsicherheitsglas (VSG). Die PVB-Folie wirkt splitterbindend und weist eine hohe Reißfestigkeit auf. Kommt es zu einem Unfall, wird die Scheibe zwar ausgehend vom Punkt der größten Krafteinwirkung zerstört, doch die meisten Glasteilchen bleiben an der Folie haften. In den Innenraum werden selbst bei schweren Kollisionen nur kleine, vergleichsweise harmlose Glaskrümel geschleudert. Selbst wenn die Folie reißt und größere Stücke in den Innenraum gelangen, sind die Fetzen in der Regel nicht steif und daher nicht in der Lage, schwerwiegende Stich- und Schnittverletzungen zu verursachen. Das Verbundsicherheitsglas bietet zudem auch nach einer Beschädigung noch eine gewisse Resttragfähigkeit, die ESG oder Fensterglas nicht bieten.
Die meisten Verbundsicherheitsgläser für die Frontscheibe bestehen aus 2,1 mm Scheiben und 0,7 mm PVB-Folie. Bei sogenanntem Dünnglas werden die Scheiben mit 1,8 mm (außen) und 1,4 mm (innen) gefertigt, wodurch das Gewicht der Windschutzscheibe verringert werden kann. Die Materialeinsparung hat aber auch zur Folge, dass die Schalldämmung vergleichsweise schlecht ist. Diesen Nachteil zu kompensieren, ist Ziel der aktuellen Forschung. Zudem sind Frontscheiben auch Projektionsfläche futuristisch anmutender Ideen, die teilweise bereits realisiert werden können. Taktile Frontscheiben warten z.B. mit Touch-Funktionen auf und dank Augmented Reality wird die Frontscheibe zukünftig den Fahrer mit nützlichen und sicherheitsrelevanten Informationen versorgen.
Was tun bei Kratzern, Steinschlag und Rissen?
Obwohl die Frontscheibe in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird, sind in der Gegenwart profane Probleme wie Steinschlag, Kratzer und Risse für den Autofahrer von größerer Bedeutung. Die gute Nachricht zuerst: Im Gegensatz zum Einscheibensicherheitsglas kann eine Frontscheibe aus Verbundsicherheitsglas häufig kostensparend ausgebessert werden, wenn der Schaden zügig repariert wird und nicht im Fernsichtfeld liegt. Das Fernsichtfeld wird durch den Gesetzgeber festgelegt und lässt sich meist durch den fahrerseitigen Bereich des Scheibenwischers bestimmen. Liegt der Riss oder Steinschlag in diesem Bereich, ist eine Reparatur nicht erlaubt. Die Frontscheibe muss gewechselt werden. Ebenfalls problematisch sind Risse im Randbereich der Scheibe, Schäden über 2,5 cm und in den Riss eingedrungener Dreck. Ob das sogenannte Smart Repair für den jeweiligen Schaden geeignet ist, erkennt die jeweilige Fachwerkstatt oder ein auf Autoglas spezialisierter Reparaturdienst.
Frontscheibe wechseln
Kommt eine Reparatur der Windschutzscheibe mit Kunstharz nicht in Frage, muss die Scheibe gewechselt werden. Eine beschädigte Frontscheibe nimmt einem schließlich nicht nur die Sicht, sondern gefährdet auch die Karosseriesteifigkeit. Risse stellen daher auch immer einen HU-Mangel dar. Das Prozedere dauert zwar in der Regel nicht lange, ist aber abhängig von Spezialwerkzeug und einem besonderen Klebstoff auf Zwei-Komponenten-Basis. Frontscheiben werden nämlich anders als früher nicht mehr verschraubt. Diese Arbeit ist eine Sache für Profis und kann nicht in der heimischen Garage oder der Mietwerkstatt fachgerecht durchgeführt werden. Ist der Schaden gering und liegt das Problem außerhalb des Fernsichtfelds, kann man die Reparatur allerdings mit einem entsprechenden Reparatursatz selbst angehen. Unsere Empfehlung lautet, bei allen Rissen, Kratzern und Steinschlägen, zunächst einen Fachmann zu befragen und auch die Reparatur dem Experten zu überlassen, um ein überzeugendes Ergebnis zu erhalten.
Verbundsicherheitsglas ist für die Frontscheibe vorgeschrieben und splittert in typischer Spinnennetzform. Bild: tysto @wikimedia.org
Kosten für den Wechsel der Frontscheibe
Eine Frontscheibe zu wechseln, kostet je nach Fahrzeug zwischen 500 und 1.000 Euro. Ein Großteil dieser Kosten fallen für die Scheibe und das benötigte Montagematerial an. Der eigentliche Arbeitsaufwand ist hingegen überschaubar, da die Arbeite meist nicht länger als eine Stunde dauert. Insbesondere Zusatzfunktionen wie eingebaute Regensensoren oder eine Scheibenheizung treiben die Kosten für den Wechsel der Frontscheibe in die Höhe. Auch Assistenzsysteme wie Spurwechselwarner können Einfluss auf die Kosten haben. Es empfiehlt sich daher immer, mehrere Kostenvoranschläge einzuholen und Reparaturangebote zu vergleichen.