Was sind OBD-2-Fehlercodes?
Mit einem Laptop kann man die Fehlercodes aus dem Fehlerspeicher des Steuergerätes auslesen. (Bild: 7postman @istockphoto.com)
OBD-2 Fehlercodes sind Fehlermeldungen einer On-Board-Diagnose der 2.Generation. Die Fehler sind genormt und für alle Bauteile der Abgasanlage verpflichtend. Die On-Board-Diagnose informiert den Fahrer mittels Kontrolleuchte über Probleme und grenzt die möglichen Ursachen für die Werkstatt ein. Die On-Board-Diagnose wurde mit Blick auf den Umweltschutz in Europa 2001 (Benzin-Pkw) und 2003 (Diesel-Pkw) gesetzlich verpflichtend eingeführt.
Moderne Autos sind hochkomplexe Systeme, die ohne Elektronik allenfalls rollen können. Um immer strengere Abgasrichtlinien einzuhalten, Sprit zu sparen sowie Sicherheits- und Komfortsysteme zu ermöglichen, werden die meisten Hintergrundprozesse eines Pkw durch Steuergeräte reguliert und überwacht. Doch der Einsatz von Elektronik verspricht nicht nur Segnungen. Je mehr Technik zum Einsatz kommt, desto größer ist die Gefahr, dass einzelne Komponenten versagen. Durch das Zusammenspiel zahlreicher Systeme gleicht die Eingrenzung des Fehlers dann der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen.
Um das große Spektrum potentieller Ursachen eines auftretenden Problems einzuengen, kommen Fahrzeugdiagnosesysteme zum Einsatz. Sie bestehen aus Hard- und Software, lesen Steuergerätedaten aus und zeichnen die Kommunikation zwischen den einzelnen elektronischen Komponenten auf. Auf diese Weise lassen sich die gespeicherten Störungen mit den Signalen von Sensoren und anderen elektronischen Systemen in einen Zusammenhang bringen. Die Fehlersuche kann daher deutlich gezielter vonstattengehen.
Historischer Hintergrund von On-Board-Diagnose-Systemen (OBD)
Die Grundidee von On-Board-Diagnose-Systemen basiert auf dem Gedanken, dass geltende Abgasvorschriften nicht nur bei der Zulassung eines Fahrzeuges eingehalten werden müssen sondern über die gesamte Lebenszeit des Autos. Bereits 1988 forderte daher die kalifornische Luftschutzbehörde die Selbstüberwachung der beteiligten elektronischen Systeme vor dem Hintergrund, dass insbesondere Los Angeles und San Francisco mit starken Abgasemissionen durch den zunehmenden Individualverkehr zu kämpfen hatten. Die Regelung wurde sukzessive von anderen US-Bundesstaaten übernommen, eh 1996 in allen amerikanischen Bundesstaaten OBD-2 (On-Board-Diagnose 2. Generation) in Kraft trat und von einer erneuten Absenkung der Grenzwerte begleitet wurde. Die Idee wurde 2001 in Europa übernommen und als OBD bzw. EOBD schrittweise eingeführt.
Diagnosetester gibt es von zahlreichen Herstellern.
(Bild: Mi Pan @shutterstock.com)
Die Vorteile von OBD-2 bzw. EOBD
Die gesetzliche Normung ermöglichte erstmals ein einheitliches Diagnosesystem für den Großteil aller Fahrzeuge weltweit und umfasst weit mehr als nur abgasrelevante Systeme. Allerdings obliegt es dem jeweiligen Fahrzeughersteller, seine gesamte Kfz-Elektronik in die Normung zu integrieren. Die angestrebte Einheitlichkeit wird auch durch herstellerspezifische Erweiterungen begrenzt. Dennoch wurde mit der Einführung von OBD-2 ein wichtiger Schritt zur einfachen Fehlerdiagnose getan. Das System kommt in allen Fahrzeugen mit der Abgasnorm EURO-3 oder höher zum Einsatz und hat folgende Aufgaben:
- ständige Überwachung der abgasrelevanten Komponenten wie z.B. Lambdasonde oder Luftmassenmesser
- Erfassen und Melden von Emissionserhöhungen während der gesamten Lebensdauer des Autos
- Schutz des Katalysators
- Speichern von Daten und Fehlern bei auftretenden Störungen
- Bereitstellung einer Schnittstelle zum Auslesen gespeicherter und laufender Betriebsdaten
- Anzeigen von Fehlern mittels Kontrollleuchte
Die On-Board-Diagnose könnte in Zukunft direkt durch den Hersteller eingesehen werden. (Bild: nadla @istockphoto.com)
Protokolle, Datenbus und Zukunft
Mit dem OBD-2-Diagnosesystem werden zwar die auslesbaren Parameter und Werte genormt, allerdings nicht, mit welchem Protokoll sie übertragen werden. Einzelne Hersteller gehen dabei eigene Wege und auch die Kommunikation der Fahrzeugelektronik untereinander ist nicht einheitlich. In Europa wurde der CAN-Bus entwickelt, der die Kommunikation der Komponenten in zwei Bereiche gliedert. Die schnelle Datenübertragung mit 500kbs sind Komponenten wie dem Motor, dem Getriebe oder den Bremsen vorbehalten, während z.B. Fensterheber oder Zentralverriegelung nur mit 250kbs Daten übertragen, weil in diesen Systemen Antwortzeiten von 100-200ms völlig ausreichend sind. Die genaue technische Umsetzung ist jedoch nicht so relevant wie der Faktor Mensch. So kann ein Fahrer eine Warnleuchte ja durchaus ignorieren, wenn das Auto scheinbar noch funktionstüchtig ist.
Damit kann das Diagnosesystem aber seiner eigentlichen Aufgabe, nämlich dem Umweltschutz, nicht gerecht werden. Es steht daher die Idee im Raum, Diagnose-Daten an zentrale Stellen zu übermitteln und den Fahrer zur Kontrolle des Fehlers zu zwingen. Stichwort sind in diesem Zusammenhang Remote OBD oder OBD-3. Noch gibt es keinerlei Anzeichen für eine derartige Entwicklung, da auch Datenschutzbedenken in diesem Fall eine Rolle spielen würden. So obliegt es außerhalb der vorgeschriebenen Abgasuntersuchung aktuell dem Fahrer, seinem Gewissen zu folgen. Wie wir in unserem Artikel zur Lambdasonde bereits ausgeführt haben, schont das nicht nur die Umwelt sondern auch den Geldbeutel. Die nach OBD-2 bzw. EOBD definierten Fehlercodes werden auch DTCs genannt, was für Diagnostic Trouble Codes steht. Sie folgen einem klar definierten Aufbau aus einem Buchstaben und vier Zahlen. Genormte für alle Fahrzeuge gültige Fehlercodes nach SAE J2012 bzw. ISO 15031-6 werden durch herstellerspezifische Fehlercodes ergänzt.
Beim Motorstart müssen alle Warnleuchten angehen, um dann alle wieder zu erlöschen. (Bild: mkos83 @istockphoto.com)
Aufbau des Fehlercodes: A B C DD
- A= B (Body – Karosserie)
- A= C (Chassis – Fahrwerk)
- A= P (Powertrain – Antrieb, Motor, Getriebe)
- A= U (Network – OBD-Schnittstelle)
- B= 0 – SAE J2012 Defined (genormte Fehlercodes für alle Fahrzeuge aller Hersteller)
- B= 1 – MFG Defined (herstellerspezifische Fehlercodes)
- C= 1 – Fuel and Air Metering (Kraftstoff- und Luftzumessung)
- C= 2 – Fuel and Air Metering Injector Circuit (Kraftstoff- und Luftzumessung Einspritzsystem)
- C= 3 – Ignition Systems of Misfire (Zündsystem)
- C= 4 – Auxiliary Emission Controls (zusätzliche Abgasregelung)
- C= 5 – Vehicle Speed Control and Idle Control System (Geschwindigkeits- und Leerlaufregelung)
- C= 6 – Computer Output Circuit (Computer- und Ausgangssignale)
- C= 7 – Transmission (Getriebe)
- C= 8 – Transmission (Getriebe)
- DD= Fehlercode zwischen 00 und 99
Der Fehlercode lässt sich in Fault Code Lists bzw. Fehlercodelisten identifizieren und wird von entsprechenden Geräten auch häufig bereits als Klartext ausgegeben. So lässt sich z.B. feststellen, dass sich hinter dem Fehlercode P0422 ein Problem mit dem Katalysator verbirgt, dessen Wirkungsgrad in erster Messung unterhalb des Grenzwertes liegt. Für den Fahrer spielen Fehlercodes in der Regel nur insoweit eine Rolle, als dass eine Warnleuchte ihn zum Aufsuchen einer Werkstatt animiert. Die genaue Abklärung der Fehlerursache erfolgt dann durch geschulte Experten, denn immerhin kann das falsche Signal eines Sensors auch eine völlig andere Ursache als ein defektes Bauteil haben – z.B. niedrige Batteriespannung.
Nachdem der Grund für den Fehler ausgemacht und beseitigt wurde, löscht die Werkstatt den Fehlercode aus dem Fehlerspeicher des entsprechenden Steuergerätes. Neben diesen statischen Fehlern können auch sporadische Fehler auftreten, die vielleicht aufgrund von Umwelteinflüssen zum Tragen kommen. Im Gegensatz zu statischen Fehlern werden sporadische Fehler nach ein paar Fahrzyklen (Zündung wird ein- und ausgeschaltet) automatisch gelöscht, wenn sie nicht wieder auftreten.