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Falsches Fahrverhalten – wenn Gewohnheit gefährlich wird

Sind Sie sich sicher, dass Sie eine praktische Fahrprüfung nochmals ohne größere Probleme bestehen würden? Nein? Dann könnte es sein, dass Sie insgeheim wissen, dass sich im Laufe der Jahre doch viele Fahrgewohnheiten eingeschlichen haben, die Ihnen seitens des Fahrlehrers „damals“ anders vermittelt wurden. Denken Sie beispielsweise wirklich immer an den Schulterblick? Wissen Sie, wie weit vor einer Ausfahrt Sie blinken müssen? Schalten Sie immer verbrauchsbewusst?

Die Bandbreite an Fehlern, die sich langsam in das eigene Fahrverhalten einschleichen können, ist groß. Viele Fahrgewohnheiten haben jedoch nicht nur Einfluss auf die Sicherheit, sondern auch auf den Verschleiß, den Benzinverbrauch usw. Nicht zuletzt leidet auch die Umwelt unter dem Dasein des Menschen als Gewohnheitstier. Doch worin liegen eigentlich die gängigsten Fehler und wie können sie vermieden werden?

Beim Burnout quietschen die Reifen.

Bild: Didier Lahousse @flickr.com (CC BY-ND 2.0)

Intervallbremsung überflüssig

Vor allem dann, wenn Sie in den 1980ern und 1990ern eine Fahrschule besucht haben, sollte Ihnen das Intervallbremsen ein Begriff sein. Es galt für einen schnellen Stillstand des Fahrzeugs, wie der Name schon sagt, in Intervallen zu bremsen. Demnach war es wichtig, die Bremse in regelmäßigen Abständen auch wieder kurz zu lösen, um schnell und vor allem kontrolliert zum Stillstand zu kommen. Die gute Nachricht: Heute können Sie bei neueren Fahrzeugen auf das Intervallbremsen verzichten. Die zahlreichen elektronischen Systeme übernehmen für Sie diese Augabe. Doch wie arbeiten diese Bremsassistenzsysteme eigentlich?

Der Bremsassistent unterstützt den Fahrer dadurch, dass er die Bremskraft automatisch verstärkt, sobald es Hinweise auf eine Notbremsung gibt. Der Bremsdruck wird dann bis auf sein Maximum erhöht. Der Bremsassistent arbeitet zusammen mit dem ABS und dem ESP, wodurch ein Blockieren der Räder und etwaiges Schleudern verhindert werden. Die ausgeklügelte Technik erhöht jedoch nicht nur die Sicherheit, sondern beugt auch dem vorzeitigen Verschleiß der Bremsen vor. Das System funktioniert allerdings nur, wenn Sie ganz normal bremsen. Eine Intervallbremsung kann sich hingegen in einem längeren Anhalteweg niederschlagen.

Bei Autos mit ABS und ESP ist die Intervallbremsung nicht angebracht.

Keine „Ampelspielchen“!

Wer kennt es nicht? Das klassische „Brumm-Brumm“-Geräusch an der Ampel, das nicht nur je nach Modell sehr laut ausfallen kann, sondern auch zu einem schnelleren Anfahren verhelfen soll? Doch natürlich steigt bei aufheulendem Motor der Verbrauch und auch den Verschleiß treiben Sie mit Gaspedal-Spielen bei getretener Kupplung in die Höhe. Streichen Sie diese Angewohnheit daher am besten aus der Liste Ihrer Fahrgewohnheiten und sorgen Sie so dafür, dass die Fahrt zur nächsten Tankstelle noch ein wenig später erfolgen kann. „Sprintstarts“ wirken sich übrigens auch direkt auf den Verschließ der Kupplung aus.

Kuppeln Sie ruhig aus!

Bei der Kupplung handelt es sich um einen Teil Ihres Autos, der nur allzu gern als der klassische Verschleißgegenstand angesehen wird. Vor allem im Stadtverkehr wird dieses Element immer wieder auf die Probe gestellt. Leider ist in diesem Zusammenhang vielen Autofahrer jedoch nicht bewusst, dass das ständige Treten der Kupplung, beispielsweise an der roten Ampel, eine Belastung für das Ausrücklager darstellt. Schließlich muss das kleine Bauteil gegen die starke Membranfeder der Druckplatte arbeiten und ist nicht für eine Dauerbelastung ausgelegt. Kuppeln Sie daher an einer roten Ampel aus. Sobald die Ampel auf Gelb springt, können Sie wieder einen Gang einlegen.

Ausruecklager für einen VW Golf 3

Reduzieren Sie Ihren Verbrauch durch frühes Schalten!

Der zu späte Gangwechsel gehört zu den verbreitetsten falschen Fahrgewohnheiten und kommt Autofahrer sprichwörtlich teuer zu stehen. Dabei hat es jeder in der Fahrschule gelernt: Wer früh schaltet, schont nicht nur die Verschließteile, sondern spart auch Geld durch den geringeren Verbrauch. Natürlich ist es bei vergleichsweise kurzen Auffahrten einer Autobahn schon mal nötig, kurzzeitig hochtourig zu fahren, um die notwendige Geschwindigkeit möglichst schnell zu erreichen. Auch beim Überholen sollte das zügige Passieren im Vordergrund stehen. Im Stadtverkehr ist es jedoch in den meisten Fällen möglich, sich der angestrebten Geschwindigkeit gemächlich zu nähern. Unnötige Sprints von roter Ampel zu roter Ampel belasten dabei nicht nur Umwelt und Geldbeutel, sondern sind überdies auch noch frustrierend.

Die Klimaanlage kostet Kraftstoff

Viele Autofahrer möchten Ihre Klimaanlage nicht mehr missen. Verständlich, schafft sie doch angenehme Temperaturen. Dennoch handelt es sich bei dem komfortablen Feature um einen Spritfresser, den man gut überlegt einsetzen sollte. Parken Sie nach Möglichkeit vorausschauend im Schatten und kühlen Sie ein aufgeheiztes Auto zunächst im Stehen durch geöffnete Türen und anschließend durch Fahrtwind bei geöffneten Fenstern. Erst danach sollten Sie die Fenster schließen, auf Umluft schalten und die Klimaanlage aktivieren. Dadurch erreichen Sie eine schnelle Abkühlung. Vermeiden Sie jedoch eine hohe Kühlleistung bei geringer Lüftung, denn so steigt nur der Verbrauch. Um sich stattdessen nicht zu erkälten, richten Sie die Lüfter lieber so aus, dass sie nicht auf den Körper zielen. Ist es kühl genug, drosseln Sie die Klimaanlage wieder. Vor allem auf kurzen Strecken lohnt sich der Einsatz der Klimaanlage in der Regel grundsätzlich nicht. Verzichten Sie darauf und verschaffen Sie sich lieber Kühlung durch ein geöffnetes Fenster.

Lüfter einer Klimaanlage

Wärmen Sie den Motor auf!

Sie können Ihr Auto mit einem Sportler vergleichen, der Höchstleistung abrufen muss. Doch auch dieser muss sich vor einem Lauf ausgiebig aufwärmen, um keine Verletzungen davonzutragen. Daher gilt: Beschleunigen Sie ein „kaltes“ Fahrzeug nicht direkt von 0 auf 100, sondern warten Sie, bis das Öl seine optimale Temperatur erreicht hat. Kaltes Öl ist zähflüssiger und kann unter Umständen nicht alle Schmierstellen optimal benetzen. Die Folge einer zu hohen Belastung im kalten Zustand ist daher erhöhter Motorverschleiß.

Prüfen Sie den Luftdruck an Ihrem Fahrzeug!

Das optimale Fahrverhalten ist eine Sache, die Überprüfung Ihres Autos eine andere. Viele Autofahrer vernachlässigen leider immer noch das regelmäßige Messen des Luftdrucks. Häufig wird unterschätzt, dass ein zu niedriger Luftdruck sich direkt im Verbrauch und der Lebensdauer der Reifen niederschlägt. Die jeweiligen Idealwerte sind unter anderem vom Fahrzeug, aber auch von der Beladung und der Anzahl der zu befördernden Personen abhängig. Die individuellen Infos zum idealen Luftdruck ihrer Reifen finden sich in der Regel auf der Innenseite der Fahrertür.

Ein Reifendruckprüfer zum Messen des Luftdrucks von Autoreifen

Vergessen Sie nicht den Schulterblick!

Viele Fahrgewohnheiten haben sich im Laufe der Jahre eingeschlichen. Immerhin sitzt der Fahrlehrer nicht mehr auf dem Beifahrersitz und warnt vor dem „toten Winkel“, dem Kind, das hinter dem geparkten Auto hervorspringen kann, oder dem Fahrradfahrer, der sich schnell der grünen Ampel nähert. Achten Sie daher insbesondere beim Abbiegen auf den Schulterblick und schauen Sie sich noch einmal um, selbst wenn die Fußgänger die Fahrbahn bereits überquert haben. Auch beim Öffnen der Türen sollten insbesondere Beifahrer vorsichtig sein und genau hinschauen, ob sich wirklich niemand schnell von hinten nähert.

Vermeiden Sie die klassischen Kurzstrecken!

Die Fahrt zum Supermarkt dauert nur fünf Minuten? Dann gibt es in vielen Fällen keinen Grund, die Strecke nicht auch zu Fuß oder mit dem Rad zu erledigen. Immerhin sind es vor allem die kurzen Strecken, die vergleichsweise viel Kraftstoff kosten und Motorteile schneller verschleißen lassen. Wer hier aufmerksam bleibt, auf Bequemlichkeit verzichtet, Fahrten miteinander verbindet und das Auto nicht unnötig bewegt, schont das Budget. Vor allem im Winter belastet es Motor und Co. sehr, für nur wenige Kilometer hochzufahren.

Das Abgewöhnen falscher Fahrgewohnheiten – So geht’s!

In den meisten Fällen wissen Autofahrer, welche Fehler sie im Alltag auf der Straße begehen. Daher genügt es in der Regel, sich selbst kritisch beim Autofahren zu beobachten und eventuelle Defizite abzustellen. Auch die Fahrt zu einem Verkehrsübungsplatz eignet sich mitunter hervorragend, um zu sehen, was beibehalten und was eventuell verlernt wurde. Hier können die Teilnehmer unter extremen Bedingungen üben, ob Sie beispielsweise noch wissen, wie ihr Fahrzeug bei Platzregen am schnellsten zum Stehen kommt und wie sie auf ein plötzlich auftretendes Hindernis reagieren würden. Besonders aufschlussreich ist jedoch auch eine Fahrt mit einem Fahranfänger, dem die optimalen Fahrgewohnheiten noch sehr präsent sind. Hierbei handelt es sich in der Regel um einen sehr kritischen Beifahrer.

Fahrschullehrer mit Schüler

Bild: OXLAEY @flickr.com (CC BY 2.0)

Ansonsten gilt: Nehmen Sie auch mal die Position anderer Verkehrsteilnehmer ein und legen Sie Wege mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurück. So gewinnen Sie Verständnis für die jeweiligen Bedürfnisse. Bleiben Sie stets aufmerksam und rufen Sie sich in Erinnerung, dass falsches Fahrverhalten nicht nur teuer und umweltbelastend sein kann, sondern ggf. auch andere Menschen gefährdet.

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