Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) – Ratgeber und Kosten
Wer im Straßenverkehr betrunken oder berauscht erwischt wird oder durch Verstöße zu viele Punkte in Flensburg gesammelt hat, muss zur Medizinisch Psychologischen Untersuchung (MPU), die im Volksmund gerne als "Idiotentest" bezeichnet wird. Doch neben Drogen, Alkohol oder einer vollen Verkehrssünderkartei können auch weitere Umstände zu einer verpflichtenden Teilnahme führen.
Wann wird eine MPU angeordnet?
Jährlich werden in Deutschland rund 100.000 Medizinisch-Psychologische Untersuchungen durchgeführt. Zwar sieht diese Zahl auf den ersten Blick sehr hoch aus, allerdings sind damit nur etwa 0,2 % aller deutschen Führerscheininhaber (50 Millionen) betroffen. In der Regel wird die MPU nach Entzug des Führerscheins und dem Ablauf der Sperrfrist angeordnet. Etwa 50 % der MPUs sind Wiederholungen bzw. ihnen ging bereits mindestens eine negative Untersuchung voraus. Die Ursachen sind unterschiedlich, wobei es in den letzten Jahren ein Ranking gab, das sich nicht verändert hat:
- 54 bis 60 %: Alkohol am Steuer
- 18 bis 20 %: Drogen oder Medikamente
- 14 bis 17 %: Verkehrsauffälligkeiten ohne Alkohol
- 05 bis 11 %: alle übrigen Gründe, wie zum Beispiel körperliche oder psychische Probleme
Bild: Matthias Ripp @flickr.com (CC BY 2.0)
Die Medizinisch Psychologische Untersuchung wird angeordnet, sobald ein Fahrer bereits mehrfach mit Alkohol am Steuer aufgefallen ist. Dabei müssen es mindestens 0,5 Promille sein. Bei Straftaten reichen bereits bereits 0,3 Promille. Wenn ein Autofahrer erstmalig am Steuer mit mindestens 1,6 Promille erwischt wird, folgen Ermittlungen, ob Alkoholmissbrauch vorliegt. Liegen sogar begründete Tatsachen vor, dann reicht bereits ein Wert von 1,1 Promille. Übrigens gilt der 1,6 Promille Wert auch für Fahrradfahrer. Außerdem wird die MPU angeordnet, wenn ein Autofahrer unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr negativ aufgefallen ist oder wenn es Hinweise darauf gibt, dass der Kraftfahrer gegen das Betäubungsmittelgesetz verstößt. Das gilt auch außerhalb des Straßenverkehrs.
Alkohol am Steuer
Bild: Simon Law @flickr.com (CC-BY-SA 2.0)
Bußgelder und Geldstrafen
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Weitere Gründe für eine Medizinisch Psychologische Untersuchung sind mehr als sieben eingetragene Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei, ein besonders schwerwiegender Verkehrsverstoß oder wenn ein Kraftfahrer mehrfach strafrechtlich auffällig geworden ist. Dies gilt besonders dann, wenn das Verhalten auf eine besonders hohe Aggressivität und eine geringe Impulskontrolle schließen lässt. Hat der Fahrer bereits eine MPU hinter sich, befindet sich noch in der Probezeit und fällt erneut gravierend auf bzw. hat innerhalb einer kurzen Frist wiederholt acht Punkte in Flensburg, dann droht ebenfalls eine erneute Begutachtung. Außerdem gibt es für bestimmte Berufsgruppen Eingangsuntersuchungen wie zum Beispiel für Fahrlehrer.
Weitere Gründe für eine Medizinisch Psychologische Untersuchung können aber auch vorzeitige Erteilungen auf eine Fahrerlaubnis sein, Erkrankungen oder körperliche Einschränkungen, psychische Probleme, affektive und schizophrene Psychosen sowie Altersdemenz. Außerdem gibt es noch einige weitere Umstände, die ganz individuell begründet sein können und durch Gerichtsbeschluss die MPU notwendig machen.
Abstinenznachweis - Auf was wird geachtet?
Manchmal wird nicht nur eine MPU angeordnet, sondern die Führerscheinstelle verlangt zusätzlich einen so genannten Abstinenznachweis, eh ein neuer Führerschein ausgestellt werden kann. Dabei muss der Betroffene nachweisen, dass er sich von Rauschmitteln in der Vergangenheit ferngehalten hat. Der Abstinenztest wird eigentlich immer dann angeordnet, wenn Sie beim Fahren unter Alkoholeinfluss mit einem besonders hohen Promillewert angetroffen wurden. Auch bei mehrfachen Auffälligkeiten oder wenn Sie mit illegalen Drogen erwischt wurden, ist ein Abstinenznachweis Pflicht. Dabei wird der Körper nach bestimmten Substanzen untersucht - bei Alkohol ist es zum Beispiel das Abbauprodukt Ethylglucuronid. Bei Cannabis hingegen wird der Wirkstoff THC nachgewiesen. Für diesen Nachweis gibt es verschiedene Testverfahren: die Haaranalyse und der Urintest. Leberwerte hingegen werden nicht für einen Abstinenznachweis anerkannt. Die Kosten für den Nachweis trägt der Betroffene und pro Untersuchung sind für die Tests zwischen 150 und 250 € einzuplanen. Bedenken Sie bitte, dass immer mehrere Proben erforderlich sind. Da der Urintest häufiger stattfindet, ist die Untersuchung im Vergleich zu der Haaranalyse dementsprechend teurer.
Urintest
Ein Termin zum Urintest wird immer sehr kurzfristig vergeben und in der Regel erfolgt die Information erst einen Tag zuvor. Denn eine Alkoholabstinenz kann nur für die letzten 24 Stunden nachgewiesen werden. Dahingegen sind manche Drogen wie z.B. Amphetamine mehrere Tage nachweisbar, während Opiate nur wenige Stunden im Urin nachgewiesen werden können. Diese Urintests werden mehrfach angeordnet, meistens viermal innerhalb einer Zeit von sechs Monaten oder innerhalb eines Jahres sechsmal.
Haaranalyse
Für eine Haaranalyse müssen die Haare ausreichend lang und unbehandelt sein. Gebleichte oder gefärbte Haare können nicht getestet werden. Dabei wird meist eine etwa bleistiftdicke Strähne vom Hinterkopf entnommen, obwohl jedes Körperhaar grundsätzlich geeignet wäre. Pro Zentimeter Haare können Abbauprodukte und Substanzen für etwa einen Kalendermonat nachgewiesen werden. In der Regel werden die drei letzten Monate und somit 3 cm Haare untersucht. Für den THC-Nachweis werden oftmals sogar 6 cm Haare geprüft.
Wie läuft eine MPU ab? So können Sie sich vorbereiten
Da die Kosten für jede Medizinisch Psychologische Untersuchung anfallen, egal ob sie bestanden oder nicht bestanden wird, sollten Sie sich entsprechend vorbereiten. Denn wer unvorbereitet in die Prüfung geht, der wird wahrscheinlich ein negatives Ergebnis erhalten und die Kosten fallen ein weiteres Mal an. Aus dem Grund raten auch Experten, sich professionell vorzubereiten. Hierfür gibt es mehrtägige Seminare, Intensivtrainings oder Beratungen bei speziellen Verkehrspsychologen. Abhängig vom Anbieter variieren die Kosten und bei einem Gruppenkurs sind mindestens 500 € einzuplanen. Einzelberatungen können sogar bis zu 1500 € kosten. Tipp: Seien Sie vorsichtig, wenn Ihnen ein besonders teures Angebot mit einer Bestehgarantie offeriert wird - solche Angebote sind in der Regel unseriös.
Wer nicht das Geld hat, solch einen Vorbereitungskurs zu zahlen, sollte trotzdem nicht auf eine Vorbereitung verzichten. Oftmals sind Erstgespräche kostenlos, in diesen wird der Grund für die MPU Anordnung analysiert. Außerdem bieten einige Begutachtungsstellen kostenlose Infoabende an.
Welche Fragen werden bei der MPU gestellt?
Das Gespräch mit dem psychologischen Gutachter ist die Hürde, die die meisten Kandidaten nicht stemmen. Es dauert rund 60 Minuten und ist nicht ganz einfach. Da es sich um eine Momentaufnahme handelt und auch der Gutachter trotz aller Professionalität Sympathie und Antipathie empfinden kann, sollten Sie Wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild legen. Biedern Sie sich jedoch nicht an und flirten Sie nicht. Es wird überprüft, ob Ihnen die Bedingungen und Verhaltensmaßnahmen klar sind, die an Sie im Straßenverkehr gestellt werden. Auswendig lernen hilft dabei nicht, stattdessen ist es wichtiger, dass Sie die Denkweise und die Logik des Gutachters bzw. der Gutachterin verstehen. Das bedeutet auch, dass Fragen individuell auf Ihren persönlichen Fall umgesetzt werden. In der Regel haben die Fragen eine feste Struktur, wobei ihr Grundgedanke relativ leicht zu verstehen ist. Allerdings sind es Ihre Antworten, auf die es ankommt. Die häufigsten Fragen haben wir einmal zusammengefasst, wobei Fragen zu Ihrer persönlichen Situation, Ihren Hobbies und der gesellschaftlichen Teilhabe ebenfalls vorkommen können.
Warum haben Sie sich so verhalten?
Hier müssen Sie dem Gutachter darlegen, warum Sie so vorgegangen sind. Ihre Motivation ist für die Beurteilung entscheidend, schließlich können Sie nicht einfach behaupten, dass alles nur ein Versehen gewesen sei. Der Gutachter folgert aus dem Verhalten, dass es in Ihrem Alltag etwas gab, für das Sie den Verlust des Führerscheins riskiert haben. An dieser Stelle müssen Sie stimmig erklären, warum diese Sache so wichtig für Sie war.
Warum werden Sie sich künftig anders verhalten?
Nur ein Vorsatz reicht hier nicht - das zeigen auch die Statistiken. Legen Sie dem Gutachter dar, wie und auf welche Weise Sie die Ursache für Ihr problematisches Verhalten beseitigt haben. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Sie eine Lösung für Ihr Problem gefunden haben müssen, damit das alte Verhalten nicht mehr relevant ist.
Warum wollen Sie sich ändern?
Wer sich ändern möchte, der hat es nicht leicht. Das weiß auch der Gutachter von der MPU. Nicht selten verfallen Kandidaten, die ihren Führerschein zum Beispiel wegen Alkohol verloren haben, spätestens nach Rückgabe des Führerscheins in ihr altes Gewohnheitsmuster. Daher möchte der Gutachter sehen, dass die Verhaltensänderung auf Stabilität beruht. Wer z.B. glaubhaft darlegen kann, dass die Veränderung mit anderen positiven Erfahrungen einherging, ist im Vorteil.
Wie werden Sie einen Rückfall verhindern?
Menschen neigen dazu, immer auf alte Verhaltensmuster zurückzugreifen. Besonders dann, wenn eine hohe Belastung auf sie einwirkt. Daher ist es erforderlich, dass ein drohender Rückfall auch frühzeitig von Ihnen erkannt wird und dass Sie eine Notfallstrategie zur Hand haben, um dies frühzeitig zu vermeiden. Legen Sie dar, wie Sie mit Ausnahmesituationen umzugehen denken, ohne eine Gefahr im Straßenverkehr zu werden.
Kosten: Wie viel Geld müssen Sie für die MPU einplanen?
Schon allein der Verlust Ihres Führerscheins ist eine große Strafe und kann je nach Job auch mit dem Verlust des Arbeitsplatzes einhergehen. Doch damit ist es noch nicht getan, denn auf den Sünder kommen noch weitere Kosten zu, die in der Regel wehtun. Schließlich ist nicht nur der Eignungstest ziemlich teuer, sondern es kommen auch - sofern angeordnet - für den Abstinenznachweis weitere Kosten auf die Betroffenen zu. Wie hoch diese sind, hängt vom ursächlichen Vergehen ab. Die MPU-Kosten sind im Paragraf 1 der Gebührenverordnung für Maßnahmen im Straßenverkehr angegeben. Sie werden daher nicht willkürlich festgesetzt. Hinzu kommen noch die Kosten für das Screening und das Gutachten. Die wichtigsten Kosten nur für die MPU haben wir einmal inklusive der Mehrwertsteuer aufgestellt:
- Fahren unter Alkoholeinfluss: 402,22 €
- Zu viele Punkte in Flensburg: 347,48 €
- Andere Straftaten: 347,48 €
- Zu viele Punkte sowie Alkoholauffälligkeit: 575,96 €
- Fahren unter Drogeneinfluss: 554,54 €
- Fahren unter Drogen sowie Punkte: 728,28 €
- Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss: 755,65 €
Diese Kosten sind bei jeder Medizinisch Psychologischen Untersuchung zu zahlen.