Ratgeber Gebrauchtwagen - Tipps für den Kauf eines Gebrauchtwagens
Der Kauf eines Gebrauchtwagens stellt für viele Menschen den ersten Schritt in die Kraftfahrzeugmobilität dar, doch da beim Gebrauchtwagenkauf nicht immer alles mit rechten Dingen zugeht, sollten Sie einige Tipps beherzigen. Bringen Sie vor allem Zeit und Geduld mit und gehen Sie rational und nicht emotional an die Kaufentscheidung heran. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und bewerten Sie das Fahrzeug - nicht den vertrauenswürdigen Verkäufer. Schauen Sie sich Fahrzeuge nie alleine an, sondern lassen Sie sich im Idealfall von einem fachkundigen Experten begleiten. Auch Laien als Begleitung können durch resolutes Schweigen den Eindruck erwecken, sie würden beratend zur Seite stehen. Generell gilt: Niemand hat etwas zu verschenken und wenn ein Angebot zu gut ist, um wahr zu sein, dann ist es das in der Regel auch nicht!
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Gebrauchtwagen-Kauf von Privat oder beim Händler?
Die erste große Entscheidung betrifft die Art des Verkäufers. Der Gebrauchtwagenkauf beim Händler verspricht mehr Sicherheit, denn dieser steht mindestens 12 Monate in einer Sachmängelhaftung, wobei im ersten Halbjahr durch den Gesetzgeber sogar eine Beweislastumkehr vorgesehen ist. Im Mängelfall müsste also der Händler beweisen, dass die Schäden bei der Fahrzeugübergabe noch nicht vorhanden waren. In der Praxis ist dieser Nachweis so gut wie ausgeschlossen. Viele Händler bieten darüber hinaus zusätzliche Gebrauchtwagengarantien an. Diese Vorteile sind natürlich nicht umsonst und der Kauf beim Händler in der Regel deutlich teurer als von Privat. Achten Sie daher auf Hinweise, ob ein vermeintlicher Privatmann nicht vielleicht doch ein Händler ist, der sich um die Haftung drücken möchte. Durch folgende Anzeichen erkennen Sie einen Händler:
Rotes Kennzeichnen
Handelt es sich nicht gerade um einen Oldtimer, sind Kfz-Kennzeichen mit roter Prägung auf weißem Hintergrund für Privatleute tabu und ein sicheres Indiz, dass der Wagen von einem Händler stammt.
Anderer Besitzer im Kfz-Brief
Häufig wird argumentiert, dass das Auto für einen Verwandten oder Bekannten verkauft würde. Das mag zwar zutreffen, aber seien Sie vorsichtig und bleiben Sie skeptisch.
Mehrere Autos von einem Verkäufer
Privatpersonen bieten in der Regel nicht mehrere Autos an. Achten Sie im Gespräch oder der ersten Kontaktaufnahme auf verräterische Formulierungen wie: "Welches Auto interessiert Sie?"
1. Vertrauensphase: Welchen Eindruck macht der Gebrauchtwagen-Verkäufer?
Nutzen Sie Ihre Verkäufer-Meinung als Ausschlusskriterium, d.h. wenn Sie ein ungutes Gefühl haben und der Verkäufer einen unehrlichen, windigen Eindruck macht, dann nehmen Sie vom Kauf lieber Abstand. Scheint Ihnen der Verkäufer hingegen vertrauensvoll und ehrlich, dann lassen Sie sich von der Sympathie nicht blenden und bleiben Sie distanziert. Es geht um das Auto und nicht den Verkäufer. Ein positives Verkäufer-Bild sollte jedoch Grundvoraussetzung sein, um den Wagen überhaupt in Betracht zu ziehen. Geben Sie dem Verkäufer die Gelegenheit, alle Mängel des Gebrauchtwagens zu benennen. Finden Sie im Anschluss weitere Mängel, sprechen Sie den Verkäufer darauf an und beobachten Sie die Reaktion. In jedem Fall sind verschwiegene Mängel kein gutes Zeichen. Nachfolgend haben wir problematisches Verkäuferverhalten und fehlende Dokumentation zusammengefasst.Floskeln und Ausweichen bei konkreten Fragen
Ein ehrlicher Verkäufer kann ihnen klare Antworten auf konkrete Fragen geben. Bewerten Sie Floskeln und ausweichendes Verhalten entsprechend negativ. Auch der Versuch, das Thema in ein anderes überzuleiten oder in eine Metaebene zu heben, sollte Sie skeptisch stimmen.
Nur mündliche Zusagen oder wertlose Formulierungen
Qualitätsmerkmale wie z.B. "unfallfrei" und "scheckheftgepflegt" sind mündlich nicht viel wert, weil schwer zu belegen. Ein seriöser Verkäufer gibt ihnen Zusagen schriftlich. Auch die Formulierung "Kilometerstand laut Tacho" ist wenig aussagekräftig, da die echte Laufleistung insbesondere bei mehreren Vorbesitzern abweichen kann.
Verkäufer verweigert Gebrauchtwagen-Untersuchung
Einer unabhängigen Untersuchung des Fahrzeugzustandes durch eine Werkstatt wird sich ein ehrlicher Verkäufer nicht verschließen, insbesondere wenn die Kosten vom potentiellen Käufer getragen werden. Das Geld sollten Sie bei echtem Interesse vor dem Kauf investieren.
Verkäufer hat das Fahrzeug noch nicht lange
Ein klares Indiz für ein Problem mit dem Gebrauchtwagen stellt ein zeitnaher Verkauf durch den aktuellen Besitzer dar. Offenbar ist er mit dem Wagen unzufrieden. Fragen Sie nach, warum das Fahrzeug so schnell wieder verkauft wird und bewerten Sie die Antwort auf ihre Glaubwürdigkeit.
Anstehende HU oder fehlendes Prüfprotokoll
Wenn die nächste Hauptuntersuchung bald ansteht, wird ein seriöser Verkäufer den Termin vorziehen oder klar begründen, warum er den Gebrauchtwagen vorher verkaufen möchte. Auch eine bestandene HU bietet keinen Schutz vor Mängeln, denn gültige Plaketten gibt es auch gegen Auflagen. Lassen Sie sich das Prüfprotokoll zeigen.
Kein Scheckheft oder Lücken bei der Inspektion
"Scheckheftgepflegte" Fahrzeuge sind in der Regel deutlich mehr Wert. Alle Inspektionen und Wartungsarbeiten müssen von einer Vertragswerkstatt durchgeführt und lückenlos protokolliert sein. Ist dies nicht der Fall, dann bewerten Sie den Gebrauchtwagen entsprechend schlechter. Hinweis auf ein gefälschtes Scheckheft kann u.a. der gleiche Kugelschreiber über mehrere Jahre sein.
Verkäufer redet ohne Unterbrechung auf Sie ein
Auch wenn manche Menschen gerne viel erzählen, kann hinter einem ungebrochenen Redeschwall Absicht stecken, um Sie abzulenken oder Nervosität, weil der Zustand des Fahrzeuges anders ist als dargestellt. Hier ist Vorsicht geboten!
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2. Begutachtungsphase: Nehmen Sie den Gebrauchtwagen genau unter die Lupe
Gebrauchtwagen sollte man sich bei hellem Tageslicht und im Trockenen anschauen, um Lackunterschiede besser zu erkennen. Lassen Sie sich im Idealfall bei der Fahrzeuguntersuchung von einem fachkundigen Experten begleiten. Das Vier-Augen-Prinzip verspricht aber auch bei der Begleitung durch einen Laien mehr Erfolg. Der Gebrauchtwagen sollte gewaschen sein, um alle Problemstellen an Karosserie und Lack erkennen zu können.Lackspray und Reifenfarbe
Sprühfarbe kommt immer dann zum Einsatz, wenn Beschädigungen oder Rost vertuscht werden sollen. Sehen Sie Stellen, bei denen die Lackfarbe abweicht, wurde meist mit Lackspray nachgeholfen. (Schauen Sie im spitzen Winkel auf den Lack, um Unterschiede auszumachen.) Auch schwarze Farbe an den Reifen, Fenster- und Türgummis, die den Kontrast verstärkt und dadurch dem Fahrzeug einen neuwertigeren Eindruck verleiht, ist ein deutliches Indiz für aufpolierten Schrott. Finger weg!
Neuer Unterbodenschutz
Nachträglich aufgebrachter Unterbodenschutz ist ein probates Mittel, Korrosionsprobleme zu übertünchen. In der Regel leiden Gebrauchtwagen mit neuem oder teilweise ausgebessertem Unterbodenschutz an Rost, der sich häufig bis weit in die Karosserie gefressen hat.
Tuning
Spoiler, Spurverbreiterungen oder ein tiefergelegtes Fahrwerk weisen auf die sportliche Fahrweise des Besitzers hin. Diese Gebrauchtwagen wurden in der Regel entsprechend belastet. Außerdem müssen die Änderungen alle dokumentiert und freigegeben sein. Rechnen Sie in diesem Fall auch mit unzulässigen Eingriffen und unsachgemäßen Umbauten.
Reifen und Felgen
Schauen Sie sich den Verschleiß der Reifen an. Ist der Pneu ungleichmäßig abgenutzt, stimmt die Fahrwerksgeometrie nicht. Dies kann u.a. ein Hinweis auf einen reparierten Unfall sein. Auch verformte Felgenränder deuten auf hohe Belastungen z.B. durch Bordsteine hin, die Radaufhängung und Spurstange in Mitleidenschaft gezogen haben könnten.
Spaltmaße an Türen und Fenstern
Ungleichmäßige Spaltmaße sind ein Warnsignal für einen Unfall. Öffnen und Schließen Sie auch alle Türen, um ungewöhnliche bzw. abweichende Schließgeräusche auszumachen.
Scheibenbremse
Unterziehen sie die Bremsen einer Sichtkontrolle. Die Bremsscheibe sollte weder verrostet sein noch Riefen aufweisen. Feuchtigkeitsspuren auf der Bremsscheibe können einen Hinweis auf Bremsflüssigkeitsverlust sein.
Öltropfen bei Motor und Getriebe
Als Schmier- und Kühlmittel ist Öl unerlässlich, doch leider ist das Öl auch ein häufiger Schwachpunkt von Gebrauchtwagen. Bilden sich Tropfen an der Unterseite der Motorbauteile oder auf dem Boden, dann drohen hohe Reparaturkosten. Eine Motorwäsche kann dieses Problem kaschieren. Einen blitzeblanken Motorraum sollten Sie daher nicht mit einem problemlosen Aggregat gleichsetzen.
Öl-, Brems-, und Kühlflüssigkeitsstand
Überprüfen Sie den Stand der Flüssigkeiten. Ist er nicht in Ordnung, ist es mit dem Nachfüllen bei Gebrauchtwagen häufig nicht getan. Die Fehlersuche und die Reparatur gehen ins Geld. Lassen Sie sich auch das Datum des letzten Ölwechsels geben und schauen Sie sich das Öl und den Filter an.
Innenraum und Kofferraum
Sind die Sitze durchgesessen? Das Polster abgewetzt? Wackelt der Fahrersitz in der Führungsschiene? All das sind Anzeichen für hohe Laufleistung. Auch ausgefranste und eingerissene Sicherheitsgurte sind ein klares Zeichen für langanhaltende Benutzung. Achten Sie auch auf muffigen Geruch und Roststellen im Innenraum und überprüfen Sie die Funktion der Klimaanlage.
3. Probefahrt: Gebrauchtwagen im Praxistest
Eine Probefahrt gehört zu jedem Autokauf und erfordert Fahrpraxis. Als Fahranfänger sollte man daher das Steuer auch mal abgeben, um eine zweite Meinung zu hören. Fahren Sie nicht nur in der Stadt, sondern möglichst auch mal außerhalb. Manche Mängel machen sich erst bei höheren Geschwindigkeiten und Motordrehzahlen bemerkbar. Achten Sie darauf, ob der Motor problemlos anspringt und die Gasannahme direkt ist. Lassen sich die Gänge leicht schalten und reagiert das Fahrzeug sofort auf Lenkeinschläge? Stimmen Geradeauslauf und Bremsverhalten? Gibt es ungewöhnliche Geräusche während der Fahrt oder vernehmen Sie vielleicht ein Knacken bei vollem Lenkeinschlag im Schritttempo?
Springen die Räder auf huckeliger Straße oder schaukelt sich der Wagen in Kurven auf? Fassen Sie die Felgen nach der Fahrt an. Sind sie heiß, könnte ein Problem in der Bremsmechanik vorliegen. Werfen Sie auch nach der Fahrt einen Blick in den Motorraum. Sind alle Leitungen dicht oder tritt irgendwo Öl aus?
4. Kaufvertrag: Augen auf beim Gebrauchtwagenkauf!
Haben Sie ein Fahrzeug gefunden, dass Ihnen zusagt, dann brechen Sie nichts übers Knie und studieren Sie den Kaufvertrag gründlich. Lassen Sie sich auf keinen Fall unter Druck setzen und nehmen Sie lieber in Kauf, dass Sie das Auto nicht bekommen. Nehmen Sie den Vertragsentwurf mit nach Hause, achten Sie auf Formulierungen und schauen Sie auch auf den genauen Vertragsgegenstand (Fahrzeuge werden teilweise als "Bastler-Autos" oder "Schrott auf Rädern" verkauft). Bestehen Sie auf der Beseitigung unklarer oder schwammiger Passagen. Achten Sie auf Haftungsklauseln und überzeugen Sie sich, dass angepriesene Merkmale und Extras wie Klimaautomatik, ESP etc. im Kaufvertrag auch erwähnt werden.