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Sekundenschlaf: Eine Sekunde, die Leben kosten kann

Sekundenschlaf

Bild: David Lofink @flickr.com (CC BY 2.0)

Eine einzige Sekunde kann im Straßenverkehr über Leben und Tod entscheiden. Die Rede ist vom Sekundenschlaf, jenem Moment, in dem der Fahrer eines Autos kurz am Steuer einnickt. Wissenschaftler bezeichnen ihn auch als Mikroschlaf. Obwohl der Sekundenschlaf jährlich für geschätzte 25 Prozent der Unfälle im Straßenverkehr verantwortlich ist, wird Müdigkeit am Steuer häufig unterschätzt. Viele Menschen sind der Meinung, ein Tasse Kaffee, etwas frische Luft oder laute Musik reichen, um die Müdigkeit bei einer monotonen Autofahrt zu bezwingen. Ein Trugschluss, denn der Sekundenschlaf tritt oft unerwartet ein und birgt eine lebensbedrohliche Gefahr.

Was bedeutet Sekundenschlaf?

Als Sekundenschlaf oder auch Mikroschlaf bezeichnet man eine kurze Müdigkeitsattacke, die für ein oder mehrere Sekunden anhält. Erstaunlicherweise kann der Sekundenschlaf auch mit geöffneten Augen ablaufen. Voraussetzung für die spontane Schlafattacke ist neben Müdigkeit eine bequeme Sitzhaltung. Diese signalisiert dem Gehirn einen Ruhezustand und schaltet - vereinfacht gesagt - für einen Moment das Wachzentrum aus. Gleichzeitig sind die Sinne durch fehlende Reize bei einer monotonen Fahrt unterfordert und sorgen zusätzlich für eine heruntergefahrene Gehirnaktivität. Die Folge ist eine verlangsamte Reaktionszeit. Der Fahrer ist wenn überhaupt nur noch verzögert in der Lage, auf den Verkehr zu reagieren.

Schlafmangel und lange Fahrten: die häufigsten Ursachen für Sekundenschlaf

Sind Sie bereits vor Fahrtantritt übermüdet, steigt die Gefahr für den gefährlichen Sekundenschlaf. Das ist nicht weiter überraschend. Besonders gefährlich ist auch ein Schlafdefizit, das sich bereits über mehrere Tage und Wochen ergeben hat. Es reicht also nicht, nur die Nacht vor der Fahrt gut geschlafen zu haben. Besonders gefährdet sind Sie auch, wenn Sie zu einer Zeit unterwegs sind, in der Sie normalerweise schlafen. Starten Sie also zum Beispiel um 2 Uhr morgens mit Ihrer Familie in den Sommerurlaub, um nicht im Stau zu stehen, steigt das Risiko für Sekundenschlaf. Auch Schichtarbeiter haben oft einen gestörten Schlafrhythmus und daher mit Müdigkeit am Steuer zu kämpfen. Zu den weiteren Ursachen zählen schweres, kalorienreiches Essen, Alkohol und lange Fahrten ohne ausreichende Erholungspausen.

Gähnen beim Autofahren

Bild: Photographee.eu @shutterstock.com

Risikogruppen: gestörter Schlaf und chronisch Kranke

Sekundenschlaf kann jeden treffen. Es gibt aber Personengruppen, die aufgrund eines gestörten Tag-Nacht-Rhythmus, Schlafmangels oder einer chronischen Krankheit stärker betroffen sind. Zu den Hochrisikogruppen gehören Pendler und Lkw-Fahrer. Sie fahren oft lange Strecken zu unmenschlicher Uhrzeit. Bei den Lkw-Fahrern kommt ein weiteres Problem hinzu: Durch die immer intelligenter werdende Technik im Fahrzeug muss der Fahrer immer weniger tun. Ist man nicht gefordert, werden lange Fahrten noch eintöniger. Zusätzlich steigt seit Jahren der Termindruck in der Logistiksparte. Er verführt Lkw-Fahrer dazu, weniger Pausen einzulegen. Das Ergebnis: Eine deutlich größere Unfallgefahr durch Sekundenschlaf. Menschen, die nachts arbeiten oder Urlauber, die nachts Richtung Süden starten, leiden ebenfalls unter einer stärkeren Müdigkeit am Steuer. Stark gefährdet sind auch junge Erwachsene, die nach einer langen Partynacht mit dem Auto nach Hause fahren. Im schlimmsten Fall ist auch noch Alkohol im Spiel. Ebenfalls zu den Risikogruppen gehören Sie, wenn Sie unter einer Krankheit leiden, die zu erhöhter Müdigkeit führt. Dazu gehören zum Beispiel Schlafstörungen, Schlafapnoe oder Narkolepsie.

Warnsignale für Sekundenschlaf: Diese Anzeichen sollten Sie ernst nehmen

Jeder Mensch hat seine individuellen Anzeichen, an denen er merkt, dass er Schlaf braucht. Dennoch werden Ihnen die folgenden Anzeichen für einen drohenden Sekundenschlaf vielleicht bekannt vorkommen: Das Gefühl, dass die Augenlider schwer werden oder die Augen brennen, gehört zu den häufigsten Anzeichen von Übermüdung. Zusätzlich bekommen viele Menschen eine trockene Mundschleimhaut und leiden unter kaum zu unterdrückendem Gähnzwang. Haben Sie noch dazu das Gefühl zu frieren oder stellen Sie fest, dass Sie unaufmerksam werden bzw. regelrecht erschrecken, ist es höchste Zeit für eine Pause. Machen Sie sich bewusst, dass Sie müde hinter dem Steuer eine Gefahr für sich und andere darstellen.

Pause im Auto

Bild: ArtOfPhotos @shutterstock.com

Maßnahmen: Nichts ist wirksamer als Schlaf

Eines vorweg: Gegen den gefährlichen Sekundenschlaf hilft nur, sich ausgeruht ans Steuer zu setzen und zu schlafen, wenn ein Gefühl von Müdigkeit eintritt. Planen Sie Ihre Route inklusive Pausen und nehmen Sie sich nicht zuviel Strecke auf einmal vor. Treten am Steuer bereits die ersten Anzeichen auf, kann es bereits Sekunden später schon zu spät sein. Die üblichen Maßnahmen wie aufputschende Getränke, Bewegung, frische Luft oder laute Musik sind allenfalls eine Notfallsofortmaßnahme bis zum nächsten Rasthof bzw. Parkplatz. Dort angekommen kann ein zehn- bis zwanzigminütiger Schlaf helfen, die gefährlichen Müdigkeitssymptome zu verringern. Besser ist natürlich eine Übernachtung auf dem Rasthof. Leiden Sie regelmäßig und unerwartet an Müdigkeit im Straßenverkehr, sollten Sie zur weiteren Diagnostik ein Schlaflabor aufsuchen.

Warnsysteme: Technik gegen Sekundenschlaf

Sie beobachten die Lidschlagfrequenz, messen Gehirnaktivitäten und zeichnen Fahrdaten wie Lenk- und Bremsverhalten auf – seit 2009 haben verschiedene Hersteller Fahrerassistenzsysteme mit einem Warnsystem für Sekundenschlaf ausgestattet. Die Technik ist vor allem für Berufsfahrer interessant. Die Systeme lösen einen Alarm aus, sobald der Fahrer zum Beispiel für längere Zeit das Lenkrad nicht bewegt hat. Wie gut die Systeme heute auch sind, Schlaf verhindern können Sie nicht. Sie können lediglich darauf hinweisen, wenn auffällige Unregelmäßigkeiten auftreten. Dann heißt es anhalten und eine Pause einlegen.

Unfall wegen Sekundenschlaf: die Konsequenzen

Rund ein Viertel der Unfälle im deutschen Straßenverkehr sind eine Folge von Sekundenschlaf. Eine erschreckend hohe Zahl. Erleiden Sie wegen Sekundenschlaf einen Unfall, drohen Ihnen mehrere negative Konsequenzen, von Geld- oder gar Freiheitsstrafen bis hin zum Führerscheinentzug. Oft kommt es in Fällen, in denen der Fahrer übermüdet vorgefunden wird, zum Vorwurf von Fahrlässigkeit. Ihnen wird dann quasi vorgehalten, dass Sie Schlafmangel oder eine eintretende Müdigkeit billigend in Kauf genommen oder nicht ernst genug genommen haben, anstatt eine notwendige Pause einzulegen. Auch die Versicherungen kennen bei Sekundenschlaf kein Pardon.

Auffahrunfall Autobahn

Bild: btr @wikimedia.org (GNU 1.2)

Im schlimmsten Fall kann Ihre Versicherung alle Leistungen verweigern. Dafür muss sie aber belegen können, dass Sie alle Warnzeichen bewusst ignoriert haben und der Unfall eindeutig auf den Sekundenschlaf zurückzuführen ist. Die Gewissheit durch Leichtsinnigkeit im schlimmsten Fall sogar den Tod von Menschen verschuldet zu haben, lässt sich hingegen mit Geld gar nicht bemessen.

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