Hauptbremszylinder wechseln - Defekt erkennen und Kosten
Über den Hauptbremszylinder wird bei Bremsbetätigung der Bremsdruck erzeugt. Jeder Fehler sollte unverzüglich durch eine Fachwerkstatt abgeklärt werden. (Bild: Wachira Wacharapathom @istockphoto.com)
Inhaltsverzeichnis
Aufgabe des Hauptbremszylinders
Der Hauptbremszylinder markiert den Ausgangspunkt des hydraulischen Teils einer Pkw-Betriebsbremse. Seine Aufgabe besteht darin, den notwendigen Bremsdruck aufzubauen, durch den letztendlich die Bremskolben bewegt werden. Die Bremskolben pressen dabei die Bremsbeläge an die Bremsscheibe, sodass Bewegungsenergie in Wärme umgewandelt wird und das Auto langsamer wird. Gleiches gilt natürlich analog auch für Trommelbremsen, nur dass man von Radzylindern und Bremsbacken spricht.
Aufbau des Hauptbremszylinders
Der Bremsdruck im Hauptbremszylinder entsteht dadurch, dass ein Kolben die Bremsflüssigkeit in dem geschlossenen System komprimiert. Die dafür notwendige Kraft geht vom Bremspedal aus und wird in der Regel durch einen Bremskraftverstärker erhöht. Der Druck kann sich bei funktionierendem Bremssystem nur an den beweglichen Kolben und dem Bremspedal selbst abbauen, wenn dieses wieder gelöst wird. Ein schneller Druckabbau beim Lösen der Bremse wirkt verschleiß- und verbrauchsmindernd und ist daher neben dem zügigen Druckaufbau ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Der Hauptbremszylinder sieht von außen aus wie ein Metallrohr mit meist fünf Öffnungen. An der Stirnseite wird der Druckkolben eingeführt, über die oberen Öffnungen ist der Hauptbremszylinder mit dem Ausgleichsbehälter der Bremsflüssigkeit verbunden und an den letzten beiden Öffnungen werden die Bremsleitungen angeschlossen die schließlich über das ABS-Steuergerät zu den Bremsen an den Rädern führen.
Das beide Bremskreise eines Tandemhauptbremszylinders ausfallen, ist sehr unwahrscheinlich. Bild: Fred the Oyster @wikimedia.org (CC BY-SA 4.0)
Man erkennt an den zwei Bremsleitungen auch, dass es sich um einen Tandem-Hauptbremszylinder handelt, wie ihn der Gesetzgeber vorschreibt. Er zeichnet sich dadurch aus, dass durch zwei Druckkammern unterschiedliche Bremskreise entstehen, die unabhängig voneinander wirken können und redundant dem Ausfall der gesamten Bremsanlage entgegenwirken. Dies ist möglich, da sich im Hauptbremszylinder ein Zwischenkolben befindet, der sich bewegen kann, aber die beiden Druckkammern voneinander trennt und abdichtet. Weist einer der Bremskreise ein Leck auf, wird der Zwischenkolben entweder bis an die Wand hintere Wand des Hauptbremszylinder gedrückt und der Bremsdruck ergibt sich dann zwischen Druckkolben und Zwischenkolben oder der Druckkolben schlägt an den Zwischenkolben an und der Bremskreis zwischen hinterer Wand des Hauptbremszylinders und dem Zwischenkolben baut den Druck auf. In der Regel werden die Bremskreise auch diagonal eingesetzt, d.h. pro Bremskreis werden ein Vorder- und Hinterrad gebremst, die nicht auf der gleichen Seite liegen, damit das Fahrzeug möglichst die Spur hält.
Symptome eines defekten Hauptbremszylinders
Ein defekter Hauptbremszylinder macht sich immer durch eine verminderte Bremsleistung bemerkbar, denn schließlich werden statt vier nur noch zwei Räder abgebremst. Gleichzeitig erhöht sich der Pedalweg der Bremse, sprich der Druckpunkt wandert deutlich spürbar nach hinten und das Pedal muss sehr viel weiter getreten werden, eh eine Bremsleistung spürbar wird. Das liegt daran, dass eine der Druckkammern nicht mehr mit Bremsflüssigkeit gefüllt ist. Häufig ist es auch so, dass das Bremspedal bei einem beschädigten Hauptbremszylinder beim Betätigen weich wird, sprich nachgibt und man mit dem Fuß immer weiter in Richtung Bodenblech sinkt. Das ist besonders an roten Ampeln spürbar. Natürlich wird auch der Bremsdrucksensor Alarm schlagen und eine entsprechende Meldung über die Warnleuchte sowie ggf. den Bordcomputer ausgegeben. Egal welches Symptom Sie zuerst bemerken, der Weg in die Werkstatt sollte so schnell wie möglich erfolgen. Das Auto ist nämlich nicht mehr betriebssicher. Fahren Sie mit angepasster Geschwindigkeit und lassen Sie das Fahrzeug im Zweifel lieber abschleppen.
Je nach Fahrzeug kostet ein neuer Hauptbremszylinder ab ca. 30 Euro.
Welche anderen Ursachen kommen in Frage?
Ein weiches, nachgebendes Bremspedal, ein ungewöhnlich weit hinten liegender Druckpunkt und schlechte Bremsleistung können neben dem Hauptbremszylinder auch andere Ursachen haben. Vielleicht ist ein Bremsschlauch defekt? Das müssen nicht unbedingt Löcher oder Risse sein. Im Gegensatz zu Bremsleitungen kann sich ein Bremsschlauch auch ausbeulen und wie eine Art Druckspeicher fungieren. Einfacher in der Diagnose sind natürlich Leckagen, denn durch das Betätigen des Bremspedals wird dann der Stand der Bremsflüssigkeit im Ausgleichsbehälter sinken. In Frage kommen neben den Bremsschläuchen und den Verbindungsstellen auch die Bremssättel oder Radzylinder. Auch eine unsachgemäße Entlüftung des Bremssystems kann sich wie ein defekter Hauptbremszylinder äußern. Schließlich könnte auch die ABS-Einheit beschädigt sein, sodass die Werkstatt in der Regel bei Verdacht den Hauptbremszylinder mit einem entsprechenden Messgerät prüfen wird. Dafür wird der Druck in den Bremskreisen gemessen, der bei Betätigung ca. 50 bar beträgt und über 45 Sekunden nicht mehr als 4 bar abfallen darf.
Wechsel des Hauptbremszylinders
Wie alle Arbeiten an der Bremsanlage gehört auch der Wechsel des Hauptbremszylinders in die Hände einer Fachwerkstatt, denn Sie gefährden bei unsachgemäßer Arbeit nicht nur sich und andere, sondern riskieren auch, das z.B. die deutlich teurere ABS-Einheit beschädigt wird. Je nach Einbaulage muss man sich auch erst einmal Platz schaffen und häufig den Hauptbremszylinder inklusive Bremskraftverstärker ausbauen. Natürlich wird bei dieser Gelegenheit auch die Bremsflüssigkeit erneuert, die man vor der Arbeit auch ablassen sollte, damit sie nicht auslaufen und Leitungen und Schläuche angreifen kann. Das Problem des Hauptbremszylinders sind in der Regel die Dichtungen bzw. Ventile zum Ausgleichsbehälter. Schließen sie nicht richtig, entsteht der Druck im Ausgleichsbehälter, den man praktisch aufpumpt. Dies kann an alten Dichtungen liegen oder Dreck, der beim Wechsel der Bremsflüssigkeit in den Ausgleichsbehälter gelangt ist. Risse des Hauptbremszylinders sind nur bei minderwertiger Produktpiraterie zu erwarten und äußert selten.
Begeben Sie sich für den Wechsel des Hauptbremszylinders in die Werkstatt. Ein Neuteil ist in der Regel auch günstiger als ein Reparatursatz.
Kosten für den Wechsel des Hauptbremszylinders
Wie bei den meisten Reparaturarbeiten macht die Arbeitszeit einen Großteil der Kosten aus. Während man Hauptbremszylinder bei kfzteile24 bereits ab ca. 30 Euro kaufen kann und sie in den seltensten Fällen teurer als 150 Euro werden, können je nach Einbaulage und Zugänglichkeit bis zu drei Stunden für den Wechsel notwendig werden. Hinzu kommen die Kosten für den Wechsel der Bremsflüssigkeit und die notwendige Fehlersuche, die sich aber in jedem Fall lohnt. Schließlich wollen Sie den Hauptbremszylinder nicht tauschen, wenn die Ursache an einem Bremsschlauch liegt. Je nach Stundensatz der Werkstatt und Auto muss man daher mit ca. 300 - 700 Euro für den Wechsel des Hauptbremszylinders rechnen.