Winterreifen - Reifenwechsel nicht vergessen!
Inhaltsverzeichnis
Winterreifen - Einleitung
Wenn die Tage spürbar kürzer werden, die Temperaturen fallen und das erste Laub von den Bäumen fällt, ist der Winter nicht mehr weit. Die kalte Jahreszeit bringt in der Regel einige Herausforderungen für Autofahrer mit - ein gründlicher Herbst-Check hilft, böse Überraschungen zu vermeiden. Auch der alljährliche Wechsel von Sommer- auf Winterreifen steht wieder an und gibt uns Gelegenheit, Reifen einmal grundlegend zu betrachten. Wie wichtig die richtige Bereifung ist, wird klar, wenn man sich bewusst macht, dass das System aus Rad und Reifen die einzige Verbindung zwischen dem Fahrwerk eines Autos und der Fahrbahn darsellt. Die Reifen müssen daher nicht nur in der Lage sein, das Gewicht des Pkw aufzunehmen, sondern zu jeder Zeit eine kraftschlüssige Verbindung zum Untergrund gewährleisten. Nur so lassen sich Beschleunigungskräfte des Motors, Bremskräfte der Bremsanlage und natürlich Seitenführungskräfte durch den Lenkeinschlag übertragen und das Fahrzeug kontrollieren.
Winterreifenpflicht in Deutschland
In Deutschland basiert die Pflicht für die Benutzung von Winterreifen auf § 2 Abs. 3a der Straßenverkehrsordnung (StVO). Darin wird spezifiziert, dass die Straße nur von Fahrzeugen benutzt werden darf, die bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte mit geeigneten M+S-Reifen ausgerüstet sind. M(atsch)+S(chnee)-Reifen können explizite Winterreifen sein oder Ganzjahresreifen bzw. Allwetterreifen, die die im Anhang 2.2 der Richtlinie 92/93/EWG genannten Eigenschaften vorweisen. Obwohl die Kennzeichnung "M+S" in Deutschland für wintertaugliche Reifen vorgeschrieben ist, stellt das M+S-Symbol keine geschützte Kennzeichnung dar. Insbesondere Billighersteller aus Asien haben in der Vergangenheit das M+S-Symbol auf normalen Sommerreifen angebracht, sodass die Reifenindustrie mit einem geschützten Symbol reagieren musste. Das Alpine-Symbol (dreizackiges Bergpiktogramm mit Schneeflocke), welches von der amerikanischen Straßenbehörde NHTSA vergeben wird, signalisiert, dass der Reifen für Schnee und Eis geeignet ist. Beim Kauf von Winterreifen sollten Sie daher darauf achten.
Der Gesetzestext gibt einen situativen Rahmen für die Winterreifenpflicht vor, legt aber weder zeitliche Grenzen noch Temperaturzonen fest. Als Faustregel in unserem gemäßigten Klima wird jedoch häufig die Zeit von Oktober bis Ostern angegeben. Im Interesse Ihrer eigenen Sicherheit sollten Sie daher rechtzeitig auf Winterreifen wechseln. Wer bei Schnee, Eis oder Glätte mit Sommerreifen erwischt wird, muss mit 60 Euro Bußgeld und einem Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg rechnen. Kommt es zu einer Behinderung des Verkehrs durch falsche Reifen steigt die Geldbuße auf 80 Euro. Die Sanktion richtet sich im Übrigen stets an den Fahrer und nicht den Halter des Fahrzeuges. Achten Sie daher insbesondere bei Mietwagen darauf, dass das Auto richtig bereift ist. Auch bei einem Unfall können die Reifen relevant werden, denn aufgrund der erhöhten Betriebsgefahr beim Fahren ohne Winterreifen kann es ggf. zu einer Mithaftung kommen, selbst wenn kein Verschulden vorliegt - z.B. wenn man bei einem Ausweichmanöver ins Schleudern gerät.
Profiltiefe von Winterreifen
Der deutsche Gesetzgeber gibt keine spezielle Profiltiefe für den Winter vor, sodass Winterreifen theoretisch bis zur allgemeinen Mindestprofiltiefe von 1,6 mm genutzt werden dürfen. Da sich die Hafteigenschaften allerdings ab 4 mm signifikant verschlechtern, wird eine Profiltiefe von mindestens 4 mm empfohlen. In Österreich gilt diese Grenze sogar verpflichtend. Die Profiltiefe wird einfach mit Reifenprofiltiefenmessern ermittelt. Als einfaches Hilfsmittel kann auch der Rand einer 2-Euro-Münze dienen, der vollständig im Profil verschwinden muss. Die sogenannten Tread Wear Indikatoren (TWI), die als Erhebungen im Profilgrund eines Reifens zu sehen sind, zeigen hingegen lediglich das Erreichen des gesetzlichen Minimums von 1,6 mm an, sobald das Profil auf die Höhe der kleinen Stege abgenutzt ist. Bei genauer Betrachtung ergibt sich auch, dass Anhänger grundsätzlich nicht mit M+S-Reifen bestückt werden müssen. Wir empfehlen jedoch eindringlich, auch an dieser Stelle geeignete Winterpneus zu verwenden. Und wie sieht es nach einer Reifenpanne aus? Wer nur einen Sommerreifen als Ersatzreifen mitführt, kann diesen auch im Winter behelfsmäßig nutzen, ohne eine Geldbuße befürchten zu müssen. Allerdings muss die komplette Winterbereifung so schnell wie möglich wieder hergestellt werden, denn die Winterreifenpflicht gilt immer für alle Räder eines Pkw.
Luftdruck von Winterreifen
Die Frage nach dem richtigen Luftdruck stellt sich selbst erfahrenen Autofahrern, denn sowohl zu hoher als auch zu niedriger Reifeninnendruck können sich negativ auswirken. Nur der vom Hersteller vorgegebene Wert stellt sicher, dass Kraftstoffverbrauch, Reifenverschleiß, Kurvenverhalten, Bremsweg, Grip und Stabilität optimiert sind. Allgemeine Verhaltenstipps, nach denen im Winter der Luftdruck generell erhöht werden muss, sollten Sie daher mit Vorsicht genießen. Die einfache Antwort nach dem Luftdruck ist, dass der Reifen im kalten Zustand, d.h. beim Messen nach spätestens 10 km Fahrt den vom Hersteller angegebenen Luftdruck besitzen sollte - sowohl im Sommer als auch im Winter. Sie finden den Luftdruck in der Regel in den Dokumenten des Autos, in Luftdrucktabellen und Aufklebern im Fahrzeug selbst. Diese sind häufig im Bereich der Tür oder dem Tankdeckel zu finden. Die Temperatur hat natürlich einen Einfluss auf das Luftvolumen und damit den Reifeninnendruck. So lässt eine Temperaturerhöhung von 10° Celsius den Druck um ca. 0,1 bar steigen und umgekehrt gilt Analoges, doch deutlich besser und reifenschonender als eine allgemeine, einmalige Luftdruckanpassung für den Winter ist die regelmäßige Kontrolle (ca. alle 14 Tage). Erhöhen Sie den Luftdruck nur über den vorgegebenen Herstellerwert, wenn eine Fahrt mit großer Beladung bevorsteht.
Haltbarkeit/Lebensdauer von Winterreifen
Die Lebensdauer eines Reifens richtet sich primär nach den Belastungen, denen er ausgesetzt ist. Dazu zählen der Untergrund, die Fahrweise, der Luftdruck, die Zuladung und natürlich die gefahrenen Kilometer. Aber auch das Alter des Pneus beeinflusst den Verschleiß. Aufgrund ihrer weicheren Gummimischungen, den damit einhergehenden Abrieb und den hohen Anforderungen an die Profiltiefe müssen Winterreifen in der Regel häufiger getauscht werden als Sommerreifen. Doch auch wenn die Profiltiefe noch stimmt, sollten Reifen, die über 6 Jahre alt sind, genau geprüft und regelmäßig gecheckt werden. Materialermüdung erhöht den Verschleiß deutlich und es können sich Risse bilden. Nach Meinung des ADAC erreichen Reifen mit 8 Jahren ihre maximale Lebensdauer und sollten immer ausgewechselt werden. Schauen Sie sich jedoch vor jedem Reifenwechsel genau an, ob irgendwelche Fremdkörper im Profil des Reifens stecken. Damit Reifen lange haltbar bleiben, müssen sie selbstverständlich auch richtig gelagert werden.
Winterreifen, Sommerreifen, Ganzjahresreifen
Der grundlegende Aufbau eines Reifens ist immer gleich. Die Winterpneus, Sommer- und Allwetterreifen unterscheiden sich primär in den verwendeten Gummimischungen und dem Profil der Lauffläche. Winterreifen sind auf Traktion ausgelegt und verschleißen daher schneller, während Sommerreifen geringe Geräuschentwicklung und hohe Kraftstoffeffizienz aufweisen. Dafür bieten Winterreifen bzw. Allwetterreifen jedoch bei Regen, Matsch und Schnee deutlich mehr Grip, sodass das Auto beherrschbar bleibt. Sobald die Temperatur unter 7° Celsius fällt, bringen Winterreifen aufgrund ihrer Gummimischung grundsätzliche Vorteile mit. Allwetter- bzw. Ganzjahresreifen versuchen sich an einem Mittelweg, wobei sie im Winter deutlich weniger Traktion bieten als Winterreifen. Im Sommer fällt hingegen der höhere Spritverbrauch und der größere Verschleiß im Vergleich zu einem Sommerreifen auf. Allerdings kann man sich den halbjährlichen Reifenwechsel sparen und muss die Räder nur wechseln, wenn das Profil abgefahren ist. Insbesondere bei geringen Temperaturschwankungen und niedriger Frostwahrscheinlichkeit (z.B. im Norden Deutschlands) sowie in Städten sind Allwetterreifen eine mögliche Alternative.
Richtige Lagerung von Reifen
Egal ob Sommer- oder Winterreifen, die Lagerungsbedingungen sollten trocken, kühl und dunkel sein. Werden die Reifen mit Felge eingelagert, so empfiehlt sich die liegende Lagerung übereinander. Stapeln Sie die mit Überdruck von ca. 0,5 bar gefüllten Reifen idealerweise auf einem praktischen Felgenbaum. Auch Wandhalterungen sind eine Möglichkeit. Werden die Reifen ohne Felge gelagert, sollten sie auf fett- und ölfreiem Untergrund nebeneinander stehen und alle paar Monate gedreht werden. Markieren Sie mit einem Reifenstift die Einbauseite und die Achse z.B. "HR" für hinten rechts oder "VL" für vorne links. Sollten Sie keine Unterbringungsmöglichkeiten haben, dann ist der Weg in die Werkstatt eine Alternative. Dort kostet die Einlagerung um die 50 Euro pro Saison. Auch die Berliner Werkstätten von kfzteile24 bieten diesen Service. Um den Transport zu erleichtern und damit die Hände sauber bleiben, gibt es Reifenhüllen. Die Lagerung selbst erfolgt aber in der Regel ohne Hülle, damit sich kein Schwitzwasser bildet.
Wechsel der Reifen
Der Radwechsel gehört zu den Standardaufgaben, die man als Fahrer eines Autos beherschen sollte. Bevor jedoch das Auto mithilfe eines Wagenhebers am dafür vorgesehenen Aufnahmepunkt aufgebockt wird, muss es gegen Wegrollen gesichert werden. Betätigen Sie dafür die Feststellbremse. Radbolzen bzw. Radmutters des zu tauschenden Rads sollten ebenfalls gelöst werden, eh der Wagenheber zum Einsatz kommt. Sobald das Rad in der Luft hängt, werden die Radbolzen bzw. Radmuttern komplett gelöst. Es empfiehlt sich, den oberen Radbolzen zuletzt zu entfernen. Vor der Lagerung des Rades sollten Einbauseite und Achse markiert werden, um sie wieder richtig montieren zu können.
Der ADAC empfiehlt allerdings, je nach Fahrweise die Reifen nach 10.000 km achsweise zu tauschen (Hinterrad einer Achse nach vorne und umgekehrt), um unterschiedlichen Abnutzungen vorzubeugen. Grundsätzlich gehören die Reifen mit der größten Profiltiefe aber immer an die Hinterachse. Achten Sie bei Rädern mit Laufrichtung ganz besonders auf die richtige Einbauseite. Ist das neue Rad angebracht, wird es zunächst handfest angezogen, um dann mit einem Drehmomentschlüssel entsprechend den Herstellervorgaben festgezogen zu werden. Nach 50-80km werden die Radbolzen bzw. Radmuttern mit dem richtigen Drehmoment noch einmal nachgezogen.
Reifenbezeichnung und Reifenkennzeichnung
Auf der Flanke eines Reifens befinden sich neben dem Markennamen auch viele gesetzlich vorgeschriebene Bezeichnungen, deren Bedeutung man beim Kauf neuer Reifen verstehen sollte. Sie geben Auskunft über die Reifenbreite, das Verhältnis zur Reifenhöhe, die Bauart, den Felgendurchmesser, die zulässige Höchstgeschwindigkeit, das Produktionsdatum, sowie die Eignung für Matsch und Schnee. Auch besondere Eigenschaften wie Notlaufreifen oder das Herkunftsland sind in der Regel auf der Flanke zu finden. Ein Blick auf die Übersicht der Reifenbezeichnung lohnt daher in jedem Fall.
Darüber hinaus muss der Reifen seit 2012 aufgrund von EU-Richtlinien auch in den Kategorien Kraftstoffeffizienz, Nasshaftung und Rollgeräusch klassifiziert werden - das sogenannte Reifenlabel. Der Unterschied im Verbrauch zwischen einem Klasse A-Reifen und einem Reifen der schlechtesten Klasse G kann bis zu 7,5% betragen. Im Praxisbeispiel bei einem angenommenen Durchschnittsverbrauch von 6-7 Litern auf 100 Kilometern spart ein A-Reifen gegenüber einem G-Reifen im Mittel rund 0,5 l Kraftstoff ein. Auch die Nasshaftung wird von A bis G bewertet. Die Veränderung des Bremsweges zwischen dem besten und dem schlechtesten Wert liegt bei ca. 30%. Bei den Rollgeräuschen gibt es nur drei Unterteilungen, wobei 3 Streifen bedeuten, dass der Reifen den EU-Grenzwerten 2016 entspricht, 2 Streifen für die Grenzwerterfüllung ab 2016 stehen und 1 Streifen besagt, dass die ab 2016 geltenden EU-Grenzwerte um mindestens 3 dB unterschritten werden.
Aufbau eines Reifens
Reifen sind technologisch ausgereifte Produkte, an die hohe Anforderungen gestellt werden. Sie müssen das Gewicht des Fahrzeuges aufnehmen, Antriebs-, Brems-, Seitenführungs- und Lenkkräfte übertragen, Fahrbahnstöße dämpfen, geräusch- und vibrationsarm abrollen, lange haltbar sein und schließlich über Notlaufeigenschaften verfügen. Es ist daher wenig überraschend, wie komplex ein normaler Reifen aufgebaut ist. Er besteht in der Regel aus einem Gewebeunterbau (Karkasse) aus gummierten Rayon-, Polyester- oder Aramid-Cordfäden, die um zwei Stahlringe (Wulstkerne) herumgelegt sind. Je nach Wicklung dieser Fäden unterscheidet man Radial- und Diagonalreifen. Bei Radialreifen verlaufen die Karkassenfäden im rechten Winkel zur Fahrtrichtung. Diese Art von Reifen kommt hauptsächlich bei Autos zum Einsatz. Bei Diagonalreifen verlaufen die Karkassenfäden hingegen im spitzen Winkel diagonal zwischen den Wulstkernen - eine Technik die insbesondere bei Motorradreifen angewendet wird. Durch Vulkanisierung werden die Karkassenfäden mit den Wulstkernen verankert. Je nach gewünschter Tragfähigkeit werden mehrere Schichten aus Karkassenfäden übereinander gelegt, die gemeinsam mit dem Reifeninnendruck das Gewicht des Autos aufnehmen.
Nach der Karkasse folgt eine Schicht aus in Gummi eingebetteter Stahldrähte oder Aramidfasern. Dieser Gürtel genannte Bereich wird so gefertigt, dass sich Drähte oder Fasern unterschiedlicher Schichten kreuzen. Hochgeschwindigkeitsreifen werden in der Regel noch um einen Nylon-Bandage ergänzt, die dafür sorgt, dass sich der Reifen in der Mitte bei hohen Geschwindigkeiten nicht so sehr ausdehnt und der Mittenabrieb reduziert wird. Es folgt der Zwischenbau (Base) aus einer harten Gummischicht und hoher elektrischer Leitfähigkeit. Diese Schicht verringert die Eigenbewegung der Laufflächenprofilblöcke und damit den Rollwiderstand, dient als Dämpfung von Fahrbahnstößen und schützt so die Karkasse. Schließlich hat der Zwischenbau die Aufgabe, eine elektrostatische Aufladung des Reifens zu verhindern. Der Fahrbahnkontakt wird durch einen umlaufenden Streifen in der Mitte des Profils ermöglicht.
Die letzte Schicht wird Lauffläche oder Cap genannt und ist das, was man von außen an einem Reifen sehen kann. Die Lauffläche wird in der Regel mit einem Profil versehen, wobei die Längsrillen für die Seitenführungskräfte vorgesehen sind und das Querprofil die Antriebskräfte überträgt. Form und Tiefe des Profils beeinflussen Rollwiderstand, Geräuschentwicklung, Verbrauch und natürlich das Fahrverhalten bei allen Witterungsbedingungen. Neben der Profilgestaltung spielen auch das Gummi und seine Beimischungen eine entscheidende Rolle. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, wenn bei Hochleistungsreifen die Lauffläche aus mehr als einer Gummimischung besteht. So lassen sich optimales Handling und größtmögliche Traktion kombinieren. Die entsprechende Technologie wird als Multi-Compound-Tread (MCT-Technologie) bezeichnet.